Viele Deutsche misstrauen Finanzberatern

Von 17 Branchen schenken die Menschen weltweit Unternehmen aus dem Finanzsektor am zweitwenigsten Vertrauen – nur Unternehmen aus dem Social-Media-Sektor wird noch weniger vertraut. Hierzulande sagen nur 40 Prozent der Befragten, Unternehmen aus der Finanzbranche zu vertrauen – der globale Durchschnitt liegt bei 59 Prozent. Das zeigt das aktuelle 2023 Edelman Trust Barometer, für das zwischen dem 1. und 28. November 2022 mehr als 32.000 Menschen aus 28 Ländern befragt wurden, durchschnittlich 1.150 je Land.

Allerdings ist die Finanzbranche ja recht breit aufgestellt. Wie sieht es in den einzelnen Subsektoren aus? Krypto-Währungen und digitalen Assets wird in Deutschland tiefes Misstrauen entgegengebracht – nur 18 Prozent der Befragten vertrauen diesem Subsektor (der Misstrauensbereich liegt zwischen 1 und 49 Prozentpunkten). Ebenso im Misstrauensbereich liegen die Bereiche Investment Management (34 Prozent), Finanzberatung (33 Prozent) und Fintech-Unternehmen (31 Prozent).

In den neutralen Bereich zwischen 50 und 59 Prozentpunkten schaffen es Unternehmen der Sektoren Sachversicherer (53 Prozent), Personenversicherer (51 Prozent) und Banken (54 Prozent). Letztere haben in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr dabei deutlich an Vertrauen gewonnen.

Allgemeine Ängste treiben die Skepsis

„Insgesamt legen die Ergebnisse ein fundamentales Vertrauensdefizit in einen wichtigen Bereich unserer Volkswirtschaft offen“, sagt Holger Nacken, Geschäftsführer Finanzdienstleistung bei Edelman Smithfield. „Wir haben Ende vergangenen Jahres die Implosion des Krypto-Riesen FTX gesehen. In den USA haben Pleiten von Regionalbanken die meisten unvorbereitet getroffen. In der Schweiz gab es die von der Regierung geleitete Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, die das Vermögensverwaltungsgeschäft weltweit und auch das Schweizer Bankwesen umgestalten wird“, so Nacken. Kurz: Der gesamte Sektor stehe wieder in der öffentlichen Diskussion.

Quelle: Edelman Trust Barometer 2023

Eingebettet sei diese Sektor-Skepsis in gesellschaftliche und existenzielle Ängste: Aktuell fürchten sich die global Befragten sowohl im persönlichen Bereich (89 Prozent vor einem Jobverlust) als auch im gesellschaftlichen Bereich (76 Prozent vor dem Klimawandel, 72 Prozent vor einem Atomkrieg). Ebenfalls verbreitet ist die Angst vor Inflation, die global bei 74 Prozent liegt. Hier sind die Deutschen etwas optimistischer mit 69 Prozent.

Anders sieht es bei der allgemeinen ökonomischen Zuversicht aus: Der Aussage „In fünf Jahren geht es meiner Familie und mir besser“ stimmen global noch 40 Prozent zu – aber in Deutschland nur 15 Prozent.Pessimistischer sind nur Japaner und Franzosen.

Fotocredit: Drazen Zigic/Freepik

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Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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