Psychische Leiden und BU: Ein glückliches Leben schützt nicht
Viele Menschen schließen keine Berufsunfähigkeitsversicherung ab, weil sie meinen, sie würden nicht berufsunfähig. Zum Beispiel, weil sie ein erfülltes und glückliches Leben führen und psychische Probleme damit weit weg scheinen. Ein Irrtum, erklärt Biometrie-Experte und Versicherungsmakler Philip Wenzel.
Mittlerweile sollte klar sein, dass psychische Erkrankungen die Hauptursache für Leistungsfälle in der Berufsunfähigkeitsversicherung sind. Also, zumindest in unserer Branche weiß das jeder.
Aber bei den Kunden gibt es immer noch viele Männer (meistens), die davon ausgehen, dass ihnen das nie passieren kann. Ich will mal ein paar Fakten und ein paar logische Argumente aufführen, die klar machen, wie wichtig es ist, diese Flanke abzusichern.
Oft gehen diese Kunden nämlich davon aus, dass ein glückliches Leben vor psychischen Erkrankungen schützt. Dabei ist eine erfüllende Arbeit und eine glückliche Ehe nicht gerade das sicherste Schutzschild vor einer Depression. Denn niemand kann garantieren, dass es für immer so weitergeht.
Gerade wenn der Kunde nur die Gefahr von Unfällen und schweren Krankheiten sieht, wäre es sinnvoll zu fragen, wie er reagieren würde, wenn der Partner einen Unfall oder eine schwere Krankheit hätte. Genau so kann eine Depression beginnen.
Körperliche Beschwerden und Psyche
Aber auch Alkohol und Drogen können zu psychischen Problemen führen. Denn im Gehirn finden chemische Prozesse statt, die noch nicht endgültig erforscht sind. Und wenn hier etwas aus dem Gleichgewicht gerät, dann führt das zu einer psychischen Erkrankung, obwohl die Ursache ja doch irgendwie körperlich ist.
Und wenn wir über den Zusammenhang von körperlichen Beschwerden und der Psyche reden, dann kommen mir die somatoformen Störungen in den Sinn, die nach den Depressionen den zweiten Platz bei psychischen Erkrankungen belegen. Von somatoformen Störungen redet man, wenn es körperliche Beschwerden gibt, für die sich keine körperliche Ursache finden lässt. Am häufigsten sind hier der Darm, der Rücken und die Haut betroffen.
Außerdem führen psychische Probleme oft zu körperlichen Beschwerden oder körperliche Einschränkungen belasten auf Dauer das Gemüt. Der Fachmann spricht hier von Komorbidität. Eine Krankheit bedingt die nächste. Das ist nebenbei auch der Grund, warum es bei einer Ausschlussklausel in der BU-Versicherung keinen Abzug gibt, was ja logisch wäre, weil jetzt weniger versichert ist. Aber da eine Krankheit die nächste wahrscheinlicher macht, kann hier kein Nachlass gegeben werden. Das hat mal ein Versicherer versucht, dann aber schnell wieder bleiben lassen.
Ich denke, dass jeder Kunde verstehen muss, dass ich es eben nicht zu 100 Prozent in der Hand habe. Genauso wie gesundes Essen und Sport nicht ewige Gesundheit garantieren, ist auch ein erfülltes Leben keine Garantie.
Umdenken bei Psychotherapie
Das Gute ist, dass die kommenden Generationen offener mit dem Thema Psyche umgehen und diese Gefahr auch als sehr präsent wahrnehmen. Der Nachteil daran ist für uns, dass bereits 37 Prozent der Generation Z und 35 Prozent der Generation Y schon mal bei einem Psychologen waren. Und das macht eine gute Annahme in der BU-Versicherung extrem schwierig.
Hier muss die Branche mal anfangen, Auswertungen zu machen, welche Sitzungen als präventiv und weniger schlimm angesehen werden können und welche tatsächlich relevant sind und in Zukunft zu einem erhöhten BU-Risiko führen können. Bis dahin ist das nur ein weiteres Argument, eine BU-Versicherung so früh wie nur möglich abzuschließen.
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