Kassen verlangen Milliarden-Zuschuss zur Pflegeversicherung
Die gesetzlichen Kranken- und Pflegekassen verlangen Milliardenbeträge aus dem Steuerhaushalt. In einem Brandbrief haben sie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) aufgefordert, das Minus in der Pflegeversicherung mit Steuergeld auszugleichen. Das Schreiben liegt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vor. Unterzeichnet haben es alle Verbände der Kranken- und Pflegekassen sowie mehrere Sozialverbände und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege.
Demnach belaufe sich der kurzfristig benötigte Geldbedarf auf mindestens 4,5 Milliarden Euro. Bereits im abgelaufenen Jahr habe das Defizit der gesetzlichen Pflegeversicherung 2,25 Milliarden Euro betragen und im laufenden Jahr würden wohl weitere 3 Milliarden Euro hinzukommen.
Als wesentliche Gründe sehen die Unterzeichner des Briefes drei Treiber:
- die wachsende Zahl der Pflegebedürftigen
- die nun vorgeschriebenen Tarifgehälter für die Angestellten
- die Mehrkosten durch die Corona-Pandemie, die der Bund nicht erstattet hat (5,5 Milliarden Euro)
Vor allem den dritten Punkt soll Berlin jetzt nachholen und außerdem die Rentenversicherungsbeiträge für pflegende Angehörige übernehmen. Das wären dann mal weitere 3 Milliarden Euro.
Die Punkte 1 und 3 fehlen auch in dem jüngst vorgelegten Referentenentwurf für ein Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz (PUEG), wie die Chefin des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann bemängelt. Bei den Leistungsverbesserungen halte die Koalition zwar Wort, bei der Finanzierung der versicherungsfremden Leistungen stehle sie sich aus der Verantwortung, so Reimanns Fazit. Damit sei absehbar, dass die Maßnahmen mit höheren Beiträgen und weiteren Belastungen einhergehen werden.
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