Franke und Bornberg: Wie gut BU-Versicherer wirklich zahlen
Die Versicherer von Berufsunfähigkeit (BU) entscheiden in 78 Prozent aller gemeldeten Fälle zugunsten der Versicherten. Das fand das Analysehaus Franke und Bornberg im Rahmen seiner „8. BU-Leistungspraxisstudie“ heraus. Daran nahmen zehn BU-Versicherer teil – darunter die vier größten –, die zusammen rund 60 Prozent des Marktes abdecken. Die genannten Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022.
Warum werden Menschen berufsunfähig?
Zunächst ging es um die wichtigsten Beschwerden, die die Menschen berufsunfähig werden lassen. Die Psyche ist mit 28,4 Prozent der größte Auslöser. Zusammen mit Krankheiten am Bewegungssystem sorgt sie für gut die Hälfte aller anerkannten BU-Fälle. Unfälle hingegen sind mit 3,4 Prozent eher selten beteiligt. Fast jede fünfte Berufsunfähigkeit (19,5 Prozent) ist auf Krebs zurückzuführen.
Unterschiede gibt es allerdings bei den Geschlechtern. So sind Frauen besonders oft von psychischen Erkrankungen betroffen, nämlich in 33,6 Prozent der Fälle. Bei Männern sind es lediglich 26,1 Prozent der Fälle, dafür fallen Beschwerden bei Muskeln und Skelett stärker ins Gewicht: 24,9 Prozent.
Warum lehnen Versicherer ab?
Und wenn BU-Versicherer einen Fall ablehnen? Bei 58,6 Prozent dieser Fälle hat der Versicherte den vertraglich vereinbarten BU-Grad nicht erreicht. Anfechtungen und Rücktritte folgen mit 20,4 Prozent als zweitwichtigste Ursache.
Wie alt sind die Berufsunfähigen?
Was das Alter von BU-Kandidaten angeht, bewahrheitet sich die Faustregel: Je älter die Versicherten, umso wahrscheinlicher hat der Antrag auf BU-Rente Erfolg. Eine erste Häufung von anerkannten BU-Anträgen gegenüber abgelehnten zeigt die Studie für Männer und Frauen der Altersgruppe Mitte 30. Auslöser sind zumeist Krebs oder die Psyche. Ab Ende 40 steigt die Kurve der Anerkenntnisse dann richtig. Dann geht es vor allem um Krebs, Herz- und Kreislaufkrankheiten und den verschleißenden Bewegungsapparat. Jenseits der 60 Jahre nimmt der Anteil der abgelehnten Anträge stark ab und tendiert gegen null.
Wie lange dauert der Vorgang?
Die Dauer, um einen BU-Fall zu bearbeiten, hat sich über die vergangenen Jahre bei etwa sechs Monaten eingependelt. Wobei es sich kaum etwas nimmt, ob der Fall am Ende anerkannt oder abgelehnt ist. Den Kundenfragebogen auszuwerten, dauert durchschnittlich 14 Tage. Danach sind meist Rückfragen bei Ärzten oder Krankenkassen nötig. Vom Eingang der letzten Unterlagen bis zur abschließenden Entscheidung vergehen im Durchschnitt gut 17 Tage.
Vergleichsweise schnell wird bei Krebs entschieden; bei psychischen Erkrankungen und Unfällen dauert es länger. Das liegt unter anderem an fehlenden Fachärzten und Gutachtern und bei Unfällen an spät eintreffenden Stellungnahmen von Polizei und Staatsanwaltschaft.
Gutachten werden immer dann angefordert, wenn sich aus den Angaben von Antragsstellern, Ärzten oder aus weiteren Quellen kein abschließendes Urteil ableiten lässt. 2022 passierte das in 3,4 Prozent aller Regulierungen.
Grafik: Franke und Bromberg
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