Die Berufsunfähigkeitsversicherung der Hannoverschen
An sich gibt es wenig auf der Welt, das langweiliger ist, als ein weiterer Artikel über eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Denn produktseitig passiert schon lange nichts mehr, was den Kunden wirklich interessieren würde. Seit einiger Zeit gibt es fast nur noch Neuerungen, die dem Vermittler eine Salesstory liefern, aber unterm Strich keinen echten Mehrwert haben. Die Berufsunfähigkeitsversicherung der Hannoverschen ist da ne echte Ausnahme…
Und es ist nur logisch, dass die Hannoversche, die in den letzten Jahren ihre BU-Versicherung direkt an den Endkunden verkauft hat, einen echten Game-Changer im Gepäck hat. Denn die Hannoversche konnte sich auf Lösungen für die Probleme der Kunden konzentrieren, ohne dabei darauf zu achten, ob das in die Salesstories der Vermittler passt.
Dummerweise ist das auch der Grund, warum die Hannoversche es trotzdem schwer hat, im Maklermarkt mit der Berufsunfähigkeitsversicherung anzukommen.
Aber der Reihe nach:
Wie funktioniert die Berufsunfähigkeitsversicherung der Hannoverschen?
Die Hannoversche hat eine Berufsunfähigkeitsversicherung in den Tarifen Basis, Plus, Comfort und Exklusiv. Als Vermittler würde man sich drei Varianten wünschen, damit der Kunde dann den Tarif in der Mitte nehmen kann. Ich bin hier auch nicht ganz zufrieden, aber das liegt eher an den undurchsichtigen Bezeichnungen. So aus dem Stand habe ich keine Ahnung, was sich hinter Basis, Plus, Comfort und Exklusiv verbirgt. Ich hätte sogar eher das Gefühl, dass der Basis-Tarif eine eher abgespeckte BU-Variante ist, die hinter dem Marktstandard steht. Das ist aber nicht der Fall.
Der Basis-Tarif ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung, die durchaus mit der Top 10 am Markt mithalten kann. Bei anderen Marktteilnehmer wäre das dann halt die einfache BUV. Der Plus-Tarif beinhaltet eine AU-Klausel, der Comfort-Tarif eine Leistung bei schweren Krankheiten und Exklusiv hat beides und eine Anwartschaft auf eine Risikolebensversicherung.
Ich hielte es für cleverer, wenn die Hannoversche mit einer einzigen BU-Versicherung an den Markt ginge, die sich um die Bausteine AU-Klausel, Dread Disease und Anwartschaft erweitern ließe. Aber das ist vermutlich Geschmackssache.
Der Basis-Tarif hat schon alles, was es so braucht. 50% BU-Klausel, Verzicht auf abstrakte Verweisung, Nachversicherungsgarantie ohne Anlass und Risikoprüfung jedes 5. Jahr, keine Meldefrist, keine Meldepflicht gesundheitlicher Verbesserung, Verlängerungsoption, Besserstellungsklausel, Wiedereingliederungshilfe, Infektionsklausel, Leistung bei voller Erwerbsminderung usw.
Was nicht jeder hat, ist eine Reha-Hilfe und eine Sofort-Hilfe. Bei der Sofort-Hilfe gibt es bei einer BU durch Unfall 3 Monatsrenten extra. Da fällt mir nicht sofort ein, wozu ich das bei einem Unfall brauchen könnte, aber bei einer schweren Krankheit nicht… Die Reha-Hilfe zahlt mir bis zu 2.000 Euro für eine Reha. Das find ich schon deutlich besser. Nicht, weil das 2.000 Euro sind, sondern weil es den Unterstützungs- und Hilfe-Gedanken einer Versicherung sehr schön aufzeigt.
Schön ist auch der Familienrabatt. Den gibt es auch nicht bei vielen Versicherern. Bei der Hannoverschen kann ich sogar bis zu, 40. Lebensjahr nachmelden, dass ich jetzt eine Familie bin und erhalte dann auch meinen Rabatt. Und da Familie für immer ist, fällt der Rabatt auch nicht weg, wenn die Kinder aus dem Haus sind.
Die Berufsunfähigkeitsversicherung der Hannoverschen ist für Selbständige interessant
Mehr als nice-to-have ist zumindest für Selbständige die Umorganisationshilfe in Höhe von 20 Monatsrenten bis maximal 30.000 Euro. Ich denke ja, dass die Umorganisation grundsätzlich immer im Sinne des Unternehmers ist. Denn die meisten wollen ihre Firma nicht aufgeben, weil sie berufsunfähig sind. Und da können 30.000 Euro schon helfen, durch Umbaumaßnahmen oder Umstrukturierung die Firma auch bei einer gesundheitlichen Einschränkung weiterzuführen.
Bei Selbständigen ist es auch interessant, über eine individuelle Staffelregelung nachzudenken. Denn die Hannoversche bietet neben der 50%-Regelung auch andere, individuelle Staffeln an. Und Selbständige können mit unternehmerischen Risiken gut umgehen. Deshalb kann sich hier auch mal jemand für eine Staffel entscheiden, die erst bei 75% leisten würde. Ein gut aufgestellter Unternehmer wird auch bei 50% BU noch Geld verdienen, weshalb er sich mit einer individuellen Staffel Geld sparen kann.
Hilfreich und einzigartig: Überprüfung einer Ablehnung im Leistungsfall
Aber der Game-Changer, von dem ich einleitend gesprochen habe, ist die Überprüfung der Ablehnung durch den Verbraucherschutz oder einen Versicherungsberater. Die Berufsunfähigkeitsversicherung der Hannoverschen weist aktiv darauf hin und unterstützt das mit 500 Euro. Damit ist keine komplette Leistungsprüfung bezahlt. Das ist klar.
Aber jeder Berater wird für dieses Geld die Ablehnung so weit prüfen können, um zu entscheiden, ob das mit rechten Dingen zuging oder ob es sich lohnen dürfte, vor Gericht zu gehen.
Das finde ich genial, weil es die größte Angst des Kunden nimmt. Nämlich die, dass der Versicherer aus fadenscheinigen Gründen ablehnt und der Kunde selbst nicht erkennt, dass die Ablehnung unrecht ist. So kommt es ja immer wieder vor, dass eine Ablehnung aus den falschen Gründen erfolgt. Mal behauptet ein Versicherer, dass eine Frist verpasst sei, obwohl es keine gibt. Oder es gibt einen kleinen formalen Fehler, der sich leicht beheben lässt.
Ich will niemanden unterstellen, dass sowas absichtlich passiert. Bei der Hannoverschen lässt sich sowas aber ausschließen. Denn die Leistungsprüfung ist bei jeder Ablehnung unter dem Druck, dass jemand mit Sachkenntnis im Nachgang die Akte prüfen wird. Die Ablehnung muss also Hand und Fuß haben.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn jeder Versicherer sich diesem Druck aussetzen würde. Das täte dem Image der Branche extrem gut.
Ich kann mir auch nicht erklären, warum die Vermittler die Kunden nicht öfter darauf hinweisen. Wie gesagt: Die größte Angst des Kunden ist, dass der Versicherer aus unfairen Gründen nicht leistet.
All das ist im Basis-Tarif.
Was können die anderen Tarife?
Im Plus-Tarif ist eine AU-Klausel, die bis zu 18 Monate leistet, im Comfort wird bei Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs geleistet und die Exklusiv-Variante kann das alles und hat eine Anwartschaft auf eine Risikolebensversicherung. Allerdings nur bei Geburt oder Adoption eines Kindes innerhalb von 15 Jahren nach Versicherungsbeginn und maximal in Höhe von 200.000 Euro. BMI, Rauchverhalten und Beruf können abgefragt werden. Naja…
In meinen Augen ist die Berufsunfähigkeitsversicherung der Hannoverschen in den Varianten Basis und Plus interessant.
Potential gibt es der Flexibilität der Dynamiken. Die Beitragsdynamik geht nur mit 3% oder gar nicht und die Leistungsdynamik nur mir 2% oder gar nicht. Das liegt vermutlich daran, dass der Endkunde in der Direktversicherung nicht so viele Entscheidungen treffen will. Bei den Vermittlern gibt es aber viele verschiedene Philosophien über die richtige Höhe von Dynamiken.
Unterm Strich versteh ich nicht ganz, wieso nur die wenigsten Vermittler versuchen den Kunden die Angst vor dem Leistungsfall zu nehmen, indem sie einen Versicherer anbieten, der sich bedingungsgemäß selbst überprüfen lässt, wenn er ablehnen sollte. Das ist doch eine super Sache. In meinen Augen sollte die BU-Versicherung sich insgesamt mehr in Richtung „Transparenz im Leistungsfall“ bewegen. Die Hannoversche hat schon mal gut vorgelegt.
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